Der 1. Tag meines Praktikums in einer Restaurierungswerkstatt sollte für mich wegweisend sein. Aus dem Praktikum, welches ich für mein geplantes Architektur­studium benötigte, folgte die solide Hand­werksausbildung zur Schreinergesellin. Das Studium nahm ich also nicht auf. Stattdessen absolvierte ich die Meisterprüfung im Tischler­handwerk. Danach folgte eine
10-jährige Selbständigkeit als Schreinerin in Hammersbach bei Hanau.

Neben den üblichen Schreinerarbeiten ließ mich die Liebe und Leidenschaft zu alten Möbeln nicht mehr los. So übernahm ich in den 80er Jahren meine heutigen Werkstatt­räume von einem Restaurator, der mich noch für mehrere Jahre in meiner Weiter- und Fortbildung zum Thema „alte” Arbeits- und Oberflächentechniken unterstützte.

Meine handwerkliche „Berufung” wurde jedoch von mir über viele Jahre nicht ernst genommen, so dass ich diese nur nebenber­u­­­flich ausübte. In meinen hauptberuflichen Tätigkeiten als technische Betriebsleiterin einer Parkettverlegefirma und Fachberaterin im Bereich Holzinnenausbau stand der Werk­stoff Holz und seine Eigenschaften immer im fachlichen Mittelpunkt. Auch die Tätigkeit als Holzsachverständige sowie Dozentin von Vorbereitungslehrgängen zur Absolvierung der Schreinermeisterprüfung erweiterten mein Wissen.

In all den Jahren blieb in mir jedoch die Sehnsucht nach absoluter Authentizität alter und neuer Möbel, die mit fachkundigen und erfahrenen Meisterhänden bearbeitet werden. Ich gab der Sehnsucht nach und startete am 1. August 2014 meine zweite Selbständigkeit in den neu renovierten Werkstatträumen. Nach 35 Jahren Berufstätigkeit fühle ich mich endlich angekommen. Angekommen an „meinem Seelenort”.